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AUGUSTE RODIN – die Entmystifizierung eines Genies

Rodin, der neueste Film von Jacques Doillon, ist ein konzeptueller Versuch, das (Alche) Mystische und Geniale im Schaffensprozess des Bildhauers Auguste Rodins auf eine ruhigere und beinahe organische erzälerische Ebene zu bringen. Das brodelnde Wesen Rodins, sein obsessiver küntlerischer Drang und die fast fleischliche Hingabe dieses Mannes an die Kunst werden hier zu dem weltlich-schlichten, erdigen biographischen Porträt eines der fortschrittlichsten und bedeutendsten Bildhauer aller Zeiten verarbeitet.

Auguste Rodin wird von Anfang an beindruckend authentisch von Vincent Lindon gespielt - einer schönen Mischung von körperlicher Intensität und tiefem, ernstem Wesensausdruck. Man sieht ihn in fast allen Szenen im bodenlangen Arbeitskittel durch die staubigen Räume seines Ateliers wandern - immer bei der Arbeit, immer in die Suche vertieft.
Der Rodin, der uns hier gezeigt wird ist ein echter Mann und keine bärtige Urgewalt. Sein organisches Ringen um Wahrhaftigkeit ist greifbar real und tief in ihm verwurzelt. Auch Camille Claudel, seine hochbegabte Schülerin und spätere Geliebte (gespielt von Izia Higelins), wird hier als Frau und Mensch mit Nöten und Bedürfnissen gezeigt, nicht nur als Verlorene, deren großes künstlerisches Talent von seelischen Abgründen verschlungen wird. Rodin und Claudels gemeinsame Liebesgeschichte wird jedoch auch etwas simplifiziert und weniger dramatisch im Sinne eines überwertigen Künstler-Klischees dargestellt. Sie trägt schlicht und einfach etwas Tragisches und zutiefst Unbeholfenes in sich - etwas Großes, das zwei Menschen mit einer starken und tiefen Verbindung zueinander in der Liebe wiederfährt. Für Camille Claudel ist es die erste und einzige große Liebe - und dieses Gefühl versucht Jaques Doillon, einer der großen Realisten des französischen Kinos, auf den Zuschauer zu übertragen.

Der Film konzentriert sich auf die Zeit nach 1880, in der Rodin beginnt “Das Tor zur Hölle” zu entwerfen - eine monumentale Skulpturengruppe, die von Dantes Inferno, dem ersten Abschnitt der “Göttlichen Komödie” inspiriert ist.
Rodins innovative, unkonventionelle und wegweisende künstlerische Herangehensweise an die Skulptur wird von dem rückständigen, bürgerlichen Publikum permanent kritisiert und untergraben, was dem Künstler sehr viel Umgestaltungsarbeit beschert und ihn schaffenstechnisch unnötig hemmt. Als Mann von unbeugsamer Natur jedoch, lässt Rodin die ständige Kritik an seiner Arbeit relativ kalt. Belastend für ihn wären eher die emotionalen Konflikte mit seiner Geliebten Camille Claudel und seiner Lebensgefährtin Rose, die aber beide in dem Film nur ansatzweise und ohne große dramaturgische Tiefe ausgearbeitet werden. Dies trifft leider auch auf andere Erzählfäden zu, die bedauerlicherweise nur fragmentarisch erforscht werden und die dem Stoff etwas von seiner Durchdringlichkeit und Substanz rauben.
In seinem Versuch aus dem Konstrukt des typischen biographischen Films auszubrechen, hat Jacques Doillon mit „Auguste Rodin“ eine interessante Möglichkeit angedeutet, die aber aufgrund der fehlenden Tiefe nur bedingt ausgefüllt wird. Für einen so herausragenden Bildhauer, dessen Wahrhaftigkeit alles Andere seiner Zeit überstrahlt, bleibt der Film dramaturgisch letztendlich zu konventionell und leidenschaftslos. Trotzdem - aufgrund der sinnlichen, plastischen Bilder und der ultrarealistischen Erzählweise sehenswert. »Andra Mohan-Bacila«

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