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Song to Song - die surreale Suche nach dem verlorenen Lebensgefühl

Terrence Malick ist kein gewöhnlicher Regisseur. Der in Harvard und Oxford studierte Philosoph, Produzent und Drebuchautor gilt als Poet des Kinos – nach nur sechs, in großen Abständen gedrehten Filmen.
In seinem Schaffen zeigt sich der Ausnahmeregisseur oft geheimnisvoll, vage und philosophisch, daher sind seine Filme nicht leicht zugänglich. Auch die Inszenierungsmethode, Hollywoodstars in frei improvisierten Szenen einfach gewähren zu lassen und anschließend durch den Schnitt und die geflüsterten inneren Monologe der Figuren eine fließende Kohärenz zu schaffen, ist angelehnt an den aus der Literatur bekannten Bewusstseinsstrom. So setzt sich „Song to Song“ aus einzelnen, impressionistischen Momenten zusammen, die der Zuschauer selbst in einen Sinnzusammenhang bringen muss – vorausgesetzt natürlich dessen Disposition, sich auf die philosophisch-spirituelle Ebene des Films einzulassen. Kein sehr leichtes Unterfangen, wenn man das melancholisch-hypnotische Dahinfließen der Bilder und die Verlorenheit der Figuren in ihrem emotionalen Sehnen nach Liebe verfolgt.

Die Story in „Song to Song“ spielt sich im Musik-Business um Austin, Texas ( Malicks Heimatstadt) ab. Die Gebäude der Stadt und das Milieu evozieren permanent eine glatte, abgestorbene Oberfläche, die sich in der inneren seelischen Leere und der Kontaktlosigkeit der einzelnen Figuren wiederspiegelt. Für die glatte Schönheit der Bilder ist auch Malicks Stammkameramann Emmanuel Lubezki zuständig, der für „Gravity“, „Birdman“ und „The Revenant“ dreimal in Folge den Kamera-Oscar bekommen hat.
Im Zentrum der Story (wenn es so etwas bei Malick überhaupt gibt) steht die berufliche und private Dreiecksgeschichte zwischen einer angehenden Sängerin (Rooney Mara), einem großspurigen Musikproduzenten (Michael Fassbender) und einem Songwriter, gespielt von Ryan Gosling.
Um das Trio gruppieren sich noch drei weitere Frauen, die unter anderem von Cate Blanchett und Natalie Portman verkörpert werden, sowie eine Reihe berühmter Musiker wie Patti Smith, Iggy Pop und John Lydon (Sex Pistols) die beim Besuch einschlägiger Musikfestivals ins Spiel kommen.

Die moderne Unterhaltungsindustrie mit ihren Mechanismen, hier exemplarisch an der Musikszene Austins festgemacht, wird als hohles Universum dargestellt, in dem die Protagonisten um Karriere, Ruhm und Geld buhlen. Doch eigentlich brauchen sie Anerkennung, Echtheit und Liebe – und einen dringenden Ausstieg aus ihrer notorischen Einsamkeit.
Wie auch bei Malicks letzten Filmen, hinterlässt „Song to Song“ beim Zuschauer am Ende das starke Gefühl, das nach etwas Tieferem gesucht werden möchte – einem Inhalt hinter der Form, einer Rückverbindung mit dem Wahren, Guten und Schönen im Leben. Eine Transzendenz der Oberfläche und Abkehr vom Künstlichen. Der Film wirkt noch lange nach und schickt den zunächst verwirrten Zuschauer auf eine sich langsam entfaltende, wie auch immer geartete spirituelle Suche nach mehr Wahrheitsgehalt.
Absolut sehenswert – doch nur im Tiefgang zu genießen. Über die Oberfläche bleibt einem, bei aller Schönheit, der Sinn eines Malick Films leider verwährt. »Andra Mohan-Bacila«

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